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8. Anforderungen an einen gegenwärtigen und zukünftigen Kommunismus

January 11th, 2025

Ein gegenwärtiger und zukünftiger Kommunismus muss der kleinen Minderheit der SozialrevolutionärInnen in nichtrevolutionären Zeiten eine praktisch-geistige Orientierung geben (siehe Abschnitt IV), eine Gedankenskizze einer möglichen Weltrevolution (Abschnitt V) entwerfen, die vielleicht in einer globalen, klassen- und staatenlosen Gemeinschaft mündet (Abschnitt V). Theoretisches Werkzeug kann dabei nur die von marxistischen Dogmen gereinigte materialistisch-dialektische Weltbetrachtung sein. Die tiefe und klare Erkenntnis der Welt als Grundlage von deren praktischen Veränderung. Der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus will nichts anderes als geistig-ethischer Ausdruck der radikalsten Teile des Proletariats sein, der von ihnen selbst geschaffen, ständig erneuert und verfeinert werden muss. Dabei bekommen die proletarischen RevolutionärInnen die Hilfe von den revolutionären Intellektuellen. Ihr gemeinsames geistiges Wirken, die kommunistische Theorie, stellt bereits heute eine Kulturrevolution dar (siehe Kapitel IV.4), indem sie alle Kategorien der kapitalistischen Warenproduktion und bürgerlichen Politik kritisiert, anstatt sie geistig-praktisch zu reproduzieren.

Ein gegenwärtiger und zukünftiger Kommunismus muss auf jeden Fall konsequent gegen die Ware-Geld-Beziehung gerichtet sein. Denn diese ist Grund für das materielle und psychisch-mentale Elend des Proletariats. Er weist alle „Vergesellschaftung“ der Produktionsmittel im Rahmen von Warenproduktion und Staat von sich. Es kann keine progressive „Vergesellschaftung“ innerhalb des Kapitalismus geben. Weder die Verstaatlichung von Produktionsmitteln, noch die Gründung von GenossInnenschaften und „selbstverwaltete“ Betriebe können die Warenproduktion überwinden, es sind Formen der Warenproduktion. Der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus orientiert auf die revolutionäre Aufhebung der Warenproduktion (siehe Kapitel V.4).

Auch ist er konsequent antipolitisch. Das heißt, er lehnt die politische Partei als Organisationsform für das klassenkämpferische Proletariat und die sozialrevolutionäre Minderheit ab. Denn die politische Partei ist in der Regel eine bürgerlich-bürokratische Organisationsform, die den Kapitalismus nur reproduzieren, aber eben nicht überwinden kann. Des Weiteren weist er die Behauptung des Marxismus zurück, dass das Ziel der Revolution in der politischen Machteroberung des Proletariats bestehen solle. Die politische Macht ist im Staat konzentriert und zentralisiert. Das Proletariat kann gar nicht die politische Macht erobern. Dies können nur BerufspolitikerInnen im Namen des Proletariats. Dazu gehörten auch parteimarxistische Politbonzen. Die danach strukturell nur den Kapitalismus in privater oder verstaatlichter Form reproduzieren konnten. Der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus orientiert auf die antipolitische Zerschlagung des Staates, die nur durch die revolutionäre Selbstaufhebung des Proletariats zur materiellen Gewalt werden kann (siehe Kapitel V.5).

Er darf sich deshalb nicht an die reproduktiven Grenzen des proletarischen Klassenkampfes anpassen. KommunistInnen wissen, dass es eine extreme objektive Ausgangssituation bedarf, damit sich das Sein und das Bewusstsein der Mehrheit des Proletariats möglicherweise zu einer revolutionären Qualität radikalisiert. Dies ist die objektiv-subjektive revolutionäre Situation. Und KommunistInnen wissen auch, dass nicht jede extreme Ausgangslage automatisch zu einer revolutionären Situation führt (siehe Kapitel V.1). Der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus muss auch über die notwendigen objektiven und subjektiven Bedingungen einer siegreichen Weltrevolution reflektieren.

Grundsätzlich bekämpft er die GenossInnenschaftsbourgeoisie sowie die bürgerlich-bürokratischen Gewerkschafts- und Parteiapparate der institutionalisierten ArbeiterInnenbewegung als entfremdeten Ausdruck der reproduktiven Grenzen des proletarischen Klassenkampfes. Er ist der theoretische Ausdruck der klassenkämpferischen Selbstorganisation des Proletariats gegen Kapital, Staat, Gewerkschaften und politische Parteien. Der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus will das Proletariat nicht „führen“, sondern praktisch-geistige Impulse zu dessen klassenkämpferischen Selbstorganisation beziehungsweise revolutionären Selbstaufhebung geben.

Sein geistiger Universalismus ist der theoretische Ausdruck der revolutionären Möglichkeiten, die im Weltproletariat schlummern. Die ideologischen Ausdrücke des Konkurrenzkampfes aller gegen alle, Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Sozialdarwinismus und religiöser Wahn, aber auch linksliberale Identitätspolitik spalten das Weltproletariat (siehe die Kapitel II.10 und II.11). Der sozialrevolutionäre Universalismus des gegenwärtigen und zukünftigen Kommunismus ist mehr als der „proletarische Internationalismus“ des Marxismus, der besonders die übernationale Solidarität des globalen Proletariats betonte, aber eben noch nicht bewusst antinational war. Bereits Marx und Engels betrieben eine nationalkapitalistische Realpolitik, Marxismus-Leninismus und Trotzkismus sind linksnationalistische Strömungen. Stärkere antinationale Tendenzen gibt es nur in den radikalmarxistischen Strömungen des Links- und Rätekommunismus. Aber auch da oft nicht konsequent zu Ende gedacht. Und eine systematische Kritik der nationalkapitalistischen Realpolitik von Marx und Engels unterblieb. Dagegen muss der gegenwärtige und zukünftige Kommunismus konsequent antinational sein.

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