Die beiden bürgerlichen Intellektuellen Marx und Engels – von ihrem sozialen Biotop her waren und blieben Marx und Engels ein Leben lang bürgerliche Intellektuelle, das ist keine Denunziation, sondern eine nüchterne Feststellung – schufen zwischen 1844 und 1848 die Grundlage dessen, was mensch heute Marxismus nennt. Sie nannten es „wissenschaftlichen Kommunismus“. Das war und ist von den MarxistInnen als Abgrenzung zum utopischen ArbeiterInnenkommunismus gemeint. Nun, wir heutigen nachmarxistischen und nachanarchistischen KommunistInnen kritisieren die Wissenschaft grundsätzlich als bürgerlich-elitäres Bewusstsein – was natürlich nicht heißt, dass wir alle theoretischen Forschungsergebnisse von ihr ablehnen würden – und streben ihre revolutionäre Aufhebung in einer hochentwickelten Allgemeinbildung einer klassen- und staatenlosen Gesellschaft an. Der Marxismus stellte geschichtlich ein höheres Niveau der Kapitalismus-Kritik dar. Er knüpfte ideengeschichtlich am utopischen ArbeiterInnenkommunismus an, aber auch am naturwissenschaftlichen Materialismus und an der idealistischen Dialektik Hegels. Aus den Letztgenannten schufen er eine Synthese, nämlich die materialistisch-dialektische Weltbetrachtung als revolutionäre Denkmethode, auf der auch seine Analyse und Kritik des Kapitalismus fußte. Die Schaffung der Grundlagen der materialistisch-dialektischen Denkmethode ist das bleibende Verdienst von Marx und Engels, an der auch wir nachmarxistischen und nachanarchistischen KommunistInnen kritisch-schöpferisch anknüpfen. Allerdings muss diese Denkmethode von marxistischen Dogmen gereinigt werden. Dies wurde durch die Praxis notwendig und möglich.
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Der utopische ArbeiterInnenkommunismus entwickelte sich zu Beginn der Industrialisierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts heraus. Zu dieser Zeit bestand nur in Großbritannien eine entwickelte kapitalistische Großindustrie. Das europäische Festland war noch stark von Kleinproduktion geprägt, so bestand auch die soziale Hauptbasis des utopischen ArbeiterInnenkommunismus aus Handwerksgesellen. Letztere standen sozial zwischen KleinbürgerInnentum und modernem Industrieproletariat. Der utopische ArbeiterInnenkommunismus war der geistige Ausdruck einer Zeit, in der der Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat schon deutlich zu spüren war, aber die praktischen Erfahrungen des Klassenkampfes noch sehr gering waren. Seine progressivste Tendenz war deshalb seine Kapitalismuskritik, während die von ihm vorgeschlagenen Lösungen nur unreif sein konnten.
Er bestand aus einem reformistisch-genossenschaftlichen, einem syndikalistisch-antipolitischen und einem politisch-umstürzlerischen Flügel. Die Owenisten strebten die massenhafte Gründung von GenossInnenschaften an. Letztere sollten das Kapital aufkaufen oder niederkonkurrieren. Inzwischen haben sich die GenossInnenschaften als eine kleinbürgerlich-kollektive Form der Warenproduktion herausentwickelt, die Übergänge in Kapitalgesellschaften sind sehr fließend. Eine Verklärung der GenossInnenschaften hat sich bis heute im Parteimarxismus, Anarchosyndikalismus und kommunistischen Anarchismus (Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, Erich Mühsam) gehalten. Beim letzteren ist diese Idealisierung der GenossInnenschaften mit einer Verklärung der BäuerInnen verbunden. Doch diese beuten im Kapitalismus schon embryonal die Lohnarbeit des Landproletariats aus und gehen fließend in die großbäuerliche Agrarbourgeoisie über.
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1. Ein langer Geburtsprozess
Der moderne Kommunismus ist die mögliche zukünftige klassen- und staatenlose Weltgemeinschaft, die dazu notwendige sozialrevolutionäre Bewegung des globalen Proletariats zur Aufhebung des planetaren Kapitalismus und deren geistig-ethischer Ausdruck. Er nahm in der Vergangenheit die Formen des utopischen ArbeiterInnenkommunismus, des Marxismus und des Anarchokommunismus an. In diesen bestimmte er auch das Bewusstsein von bewusst sozialrevolutionären Minderheiten des Proletariats und der Intellektuellen. Da sowohl der Marxismus als auch der kommunistische Anarchismus den Anforderungen an eine moderne sozialrevolutionäre Theorie und Praxis nicht genügten und genügen, ist ein gegenwärtiger und zukünftiger Kommunismus notwendig, der von beiden Strömungen die revolutionären Tendenzen und Potenzen gierig aufsaugt, aber konsequent deren bürgerlich-reaktionären Bestandteile verwirft. Der nachmarxistische und nachanarchistische Kommunismus strebt danach, das Sein und Bewusstsein des revolutionären Proletariats zu beeinflussen, wichtige praktisch-geistige Impulse für den möglichen weltrevolutionären Prozess zu geben.
Der heutige antipolitische und antinationale Kommunismus hat also einen langen Geburtsprozess hinter sich, den wir in diesem Abschnitt III darstellen wollen.
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